Ethiopian Heritage Digital Atlas
Der durch die Gerda Henkel Stiftung geförderte Ethiopian Heritage Digital Atlas (EHDA) umfasst die Erstellung eines englischsprachigen webbasierten Denkmalinformationssystems, das dem Kulturerhalt Äthiopiens dient und ein Monitoring von Fundorten, eine Überwachung des Antikenhandels sowie die wissenschaftliche Dokumentation des äthiopischen Kulturerbes beinhaltet. Das gemeinsam mit der äthiopischen Antikenbehörde (ARCCH) und Universität Addis Abeba (AAU) und in Kooperation mit dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) konzipierte System schließt die Funktion eines systematischen Landesdenkmalregisters mit ein, das sich auf den Norden Äthiopiens konzentriert.
Das Projekt läuft bis Ende 2024 und baut auf einer dreimonatigen Implementierungsphase auf. In dieser erfolgte eine Anpassung vorhandener Softwarekomponenten auf die landesspezifischen Anforderungen Äthiopiens sowie das Einpflegen von ersten Datensätzen zu wichtigen Kulturstätten im Norden Äthiopiens (Region Tigray).
Die Kulturschätze Nordäthiopiens sind durch die anhaltende politische Krise in ihrem Erhalt akut bedroht. Das Projekt reagiert auf diese aktuelle Krisensituation: Die verschiedenen Softwarekomponenten des EHDA ermöglichen eine langfristige Überwachung von Fundplätzen, um so Veränderungen am Fundplatz nicht nur durch Kriegseinwirkungen, sondern auch durch Infrastrukturmaßnahmen oder Naturkatastrophen (z. B. durch die durch den Klimawandel zunehmenden Niederschläge) über Ferndiagnose zu beobachten, auszuwerten und entsprechende Schutzmaßnahmen vor Ort zu planen bzw. einzuleiten.
EHDA ist so konzipiert, dass verschiedene Informationen zu Cultural Heritage Sites, Monumenten und Objekten systematisch erfasst und über ein Geoinformationssystem (GIS) visuell erschlossen werden. Auf diese Weise lassen sich Fundplätze und andere Denkmäler nach konservatorischen/restauratorischen Gesichtspunkten, touristischen Aspekten sowie wissenschaftlichen Kriterien verwalten. Verknüpft wird das System mit einem Foto-Tool, das eine Beschreibung der Fotos in den Meta-Daten ermöglicht, mit Luft- und Satellitenaufnahmen, Museums- und Kunsthandelsdatenbanken sowie einer umfassenden Sammlung von Forschungs- und Sachdaten zum Kulturerbe.
In EHDA werden zudem Forschungs- und Restaurierungsdaten eingepflegt, die die Universität Jena und das DAI in einer Kooperation in über zehnjähriger Forschungstätigkeit in Nordäthiopien erfasst haben. Der äthiopische Projektpartner integriert in das System vor Ort und über digitale Medien gesammelte Informationen zu relevanten Kulturstätten der Region einschließlich Bildmaterial der Fundplätze, Museen und ihrer Sammlungen.
Presse
31. Mai 2024 | Digitaler Atlas äthiopischer Kulturgüter
(Pressemeldung, FSU Jena) Internationales Team dokumentiert mehr als 1.700 archäologische Fundorte in der nordäthiopischen Provinz Tigray
(Informationsdienst Wissenschaft, MDR)
13.01.2022 | Das jahrtausende alte Kulturerbe Nordäthiopiens bewahren
(Pressemeldung, FSU Jena) Forschungsteam der Universität Jena und des Deutschen Archäologischen Instituts erstellt mit äthiopischen Partnern ein digitales Kulturerbe-Register für Nordäthiopien
Titelbild: Die antike Stadt Mārib | © Iris Gerlach